Zwischenstop in Varna

20171203 – N 43° 56.874’ E 30° 46.980’ – M142

Das Service-Boat kommt längseits und bringt die Ersatzteile.

Freiwillig sind wir nicht zurück nach Varna gefahren. Aber was blieb uns anderes übrig. Unser Hauptarbeitsgerät, das MeBo200, ist seit letztem Wochenende nicht mehr einsatzbereit. Beim Aus- und Einbringen des MeBo wird dieses ja über das Heck in eine aufrechte Position „gekippt“. Dabei arbeiten Winde, Heckgalgen und der Schlitten, auf dem das MeBo an Deck fixiert und verschoben wird, zusammen. Immerhin rund zehn Tonnen müssen dabei bewegt werden. Bei einer dieser Aktionen passierte es schließlich – die Hievtraverse, an welcher das MeBo während des Einsatzes mit seinem gesamten Gewicht hängt, wurde beschädigt. Mit Bordmitteln war diese nicht mehr zu reparieren und angesichts der Kräfte, die beim Einsatz auf die Traverse wirken, sah man davon ab zu improvisieren. Ersatz aus Deutschland musste beschafft werden. Das ging zwar erstaunlich unkompliziert – nur mussten wir am Samstag die Teile in Varna übernehmen. Inzwischen sind wir in das Arbeitsgebiet zurückgekehrt und das MeBo befindet sich bereits am Meeresboden und tut, was es tun soll: bohren.

Endlich da! Dringend benötigte Ersatzteile aus Deutschland für das MeBo200. Jetzt kann wieder gebohrt werden.

Ein fast schon gewohnter Anblick – das Denkmal von bulgarisch-sowjetischer Freundschaft in Varna.

Natürlich haben wir die Zeit bis zur Lieferung der Ersatzteile nicht nur mit Warten verbracht. Als klar wurde, dass das MeBo länger außer Betrieb sein würde, haben wir begonnen, umfangreiche Kartierungsfahrten durchzuführen. Außerdem kam die Temperaturlanze zum Einsatz, mittels welcher man die Temperaturverteilung im Sediment ermitteln kann. Ähnlich wie ein Schwerelot, welchem sie auf den ersten Blick sehr ähnlich sieht, dringt sie dafür einige Meter in den Meeresboden ein. Stück für Stück arbeiteten wir uns mit dieser Lanze entlang einer Rutschung von 800 bis 500 Meter Wassertiefe bergauf. Die Messungen dauerten die ganze Nacht – immer wieder hieß es hieven, ein Stück verholen, fieren. Im Anschluss wurden dann noch Proben mit dem Schwerelot genommen, die das Bild von den Verhältnissen innerhalb der Rutschung vervollständigten.

Das Thermometer geht auf die Reise.

Die gesamte letzte Woche der Expedition soll nun gebohrt werden. Die aktuelle Bohrung wird wieder auf eine Tiefe von etwa 150m gehen, eine zweite, flache Bohrung folgt Mitte der Woche. Die Verarbeitung der Bohrkerne im Anschluss an die MeBo-Einsätze muss dann bis zu unserer Ankunft in Varna nächsten Samstag erledigt sein. Dann endet unsere Expedition, alles muss verpackt werden. Die letzten Tage werden also die meisten an Bord schwer beschäftigt sein und die Woche wird wie im Fluge vergehen.

Etwas besinnlicher geht es inzwischen im bordeigenen Intranet zu. Dieses gibt sich seit dem 1. Dezember weihnachtlich. So richtig hat ja niemand damit gerechnet – aber heute ist auch an Bord der Meteor der Erste Advent und bis Weihnachten ist nicht mehr viel Zeit!

CR